Schwanger in Spanien

Niemals haben 30 Sekunden länger gedauert als beim Warten auf das Ergebnis meines Schwangerschaftstests. Die Zeit zog sich wie Kaugummi und ich dachte, ich bilde mir das alles eh nur ein. Ja, der Kinderwunsch war schon eine Weile da, aber bei vielen dauert es ja etwas länger und ich wollte mich in Geduld üben. Dann endlich las ich das Ergebnis: „Embarazada“ –  ich war tatsächlich schwanger!!

In diesem Beitrag möchte ich nun anderen werden Mamis meine Erfahrung zum Thema Schwanger in Spanien darstellen. Bei den meisten tun sich nun sicher einige Fragen auf: Ist die ärztliche Betreuung auch wirklich gut? Wie läuft die Vorsorge ab? Gibt es einen Mutterpass? usw. Auch wenn meine Erfahrung natürlich nur meinen persönlichen Fall darstellen hoffe ich trotzdem, dass es einigen weiterhilft. Vorweg nehmen kann ich schon einmal, dass ich sehr zufrieden mit der Betreuung war. In einem weiteren Blog werde ich noch detaillierter auf die Untersuchungen eingehen.

Hospital de Sant Pau, Barcelona
Das Krankenhaus „Sant Pau“ in Barcelona ist nicht nur eine tolle Sehenswürdigkeit, sondern auch ein hervorragender Ort, um ein Kind zu bekommen.

Als erstes solltest du wissen, dass du automatisch die gesetzliche Krankenversicherung hast, wenn du in Spanien angemeldet bist. Je nach Wohnort wirst du einem Centro de Salud (Art Ärztehaus) zugeteilt, wo sich dein Hausarzt und einige Spezialisten befinden. Zusätzlich kannst du dich noch privat versichern, dies ist hier viel günstiger als in Deutschland, ohne Vorerkrankungen und unter 30 zahlst du meist unter 50€ im Monat und kannst viele private Spezialisten aufsuchen. Bei der privaten Krankenversicherung musst du meist nichts dazuzahlen und erhälst auch keine Rechnungen, man bekommt schnell einen Termin und kann vor allem unter unheimlich vielen Ärzten auswählen. Ich würde also jedem empfehlen, die private noch zusätzlich abzuschließen. In vielen Fällen werden die Kosten für eine private Betreuung der Schwangerschaft erst nach 6-12 Monaten Mitgliedschaft übernommen, also rechtzeitig anmelden.

Private oder gesetzliche Betreuung in der Schwangerschaft?

Viele meiner spanischen Freundinnen haben ihre Schwangerschaft privat betreuen lassen, ich habe mich für das gesetzliche Krankenhaus entschieden und erkläre euch gerne warum. Der erste Grund für mich war die folgende Statistik, die mir auch gleich so von der Hebamme bestätigt wurde: in privaten Krankenhäusern kommt es einfach viel öfter zu einem Kaiserschnitt (Quelle hier). Sagenhafte 37% der Babys werden in privaten Krankenhäusern national mit Kaiserschnitt entbunden vs. 22% in den gesetzlichen Kliniken (Vergleich Deutschland laut Statista im Bundesdurchschnitt 30%). Versteht mich nicht falsch: manchmal muss ein Kaiserschnitt sein und es ist toll, dass diese Möglichkeit existiert. Trotzdem gehe ich mit einem besseren Gefühl in ein Krankenhaus, das diese Option seltener nutzt.

Wichtig zu wissen: Viele Ärzte in Spanien kombinieren die Arbeit in einem gesetzlichen Krankenhaus mit einer privaten Stelle, um so ihr Gehalt aufzubessern. Da gute Ärzte mit Erfahrung gefragt sind, kann man die gleichen Ärzte oft an beiden Orten antreffen.

Gibt es in Spanien einen Mutterpass?

Ich habe mich also für die Gesetzliche entschieden und erhielt ca. 5-6 Wochen nach meinem positiven Test den Mutterpass und das erste Foto meines Babys in der Hand. Da ich zu dieser Zeit noch unsicher war machte ich auch einen Termin in der Privatklinik, bei der ersten Untersuchung konnte ich keine Unterschiede feststellen. In der Privatklinik erhielt ich allerdings nur eine Mappe für die Bilder und keinen Mutterpass.

image1
Mein Mutterpass und das erste Ultraschallbild von unserem Babymädchen

Vorteile in der Privatklinik:

  • Privatzimmer: Man hat fast immer ein Einzelzimmer in der Privatklinik, dies ist ein klarer Vorteil, vor allem wenn man etwas länger im Krankenhaus bleiben muss.
  • Fester Arzt: bei meinen Voruntersuchungen wurde ich von verschiedenen Ärzten betreut, bis auf eine waren alle sehr nett. Trotzdem hätte ich es natürlich toll gefunden, von der gleichen Ärzt/in betreut zu werden. Dieser ist in der Privaten auch für die Geburt verantwortlich, bei der Gesetzlichen wird man von dem Arzt betreut, der grade Dienst hat.

Vorteile der Betreuung in einem gesetzlichen Ärztehaus:

  • Durch die hohe Anzahl an Patienten gibt es meist eine bessere Ausstattung in den gesetzlichen Krankenhäusern, in Großstädten wie Madrid und Barcelona ist der Unterschied jedoch gering.
  • Hebammenbetreuung: In meinem Ärztehaus werde ich regelmäßig von Hebammen betreut, auch der Geburtsvorbereitungskurs erfolgt direkt im Gebäude, es sind immer die gleichen Hebammen und man kennt sich also schon. Bei den Privaten muss man sich selbst einen Kurs suchen, den dann auch die Kasse zahlt. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass die gleiche Hebamme dann auch im Krankenhaus sein wird. Ein weiterer Vorteil: sowohl das Krankenhaus als auch das Ärztehaus sind nur 10 Minuten zu Fuss von unserer Wohnung entfernt.
  • Stillgruppen & Wochenbett: In meiner Klinik gibt es 2 Gruppen zum Austausch mit anderen Müttern, die von einer Hebamme betreut werden, da fühlt man sich gleich gut aufgehoben.
  • Neuerungen werden als erstes in gesetzlichen Kliniken eingeführt: In meinem Krankenhaus gibt es z.B. ein Protokoll für eine Steißgeburt (wenn die Mutter es sich zutraut) und Lachgas als Schmerzstiller während der Wehen.

Demnächst werde ich euch noch eine Zusammenfassung über meine Schwangerschaftsvorsorge schreiben, wer Fragen hat darf mir gerne schreiben!

 

4 Kommentare zu „Schwanger in Spanien“

  1. Pingback: Meine Gefühle vor der Geburt - Barcelona mit Kind

  2. Pingback: Elternzeit in Spanien - Barcelona mit Kind

  3. Pingback: Mein Geburtsbericht aus Barcelona - Barcelona mit Kind

  4. Pingback: Hebamme finden in Spanien? - Barcelona mit Kind

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen