Mein Geburtsbericht aus Barcelona

Nun sind schon fast 2 Monate vergangen, seitdem Paula geboren wurde und ich möchte endlich meinen Geburtsbericht aus Barcelona schriftlich festhalten.

Am Tag vor dem ET (19.1.2018) hatte ich einen Termin für den Wehenschreiber, meine Freundin Bea aus dem Geburtsvorbereitungskurs hatte den gleichen ET wie ich und so gingen wir zusammen hin. Bei mir war nichts zu sehen und ich bekam einen Termin für die darauffolgende Woche, bei Beas Tochter waren jedoch die Herztöne unregelmäßig und sie wurde zur Kontrolle auf die Entbindungsstation geschickt. Da ihr Mann grade nicht in der Stadt war, ging ich kurzer Hand mit, also saßen wir 2 Hochschwangeren den ganzen Nachmittag auf der Station. Die Herztöne der kleinen Lúa wurden nicht besser und Bea sollte gegen 17h ihre Sachen von zu Hause holen, die Geburt sollte dann gegen 22h eingeleitet werden.

Ich ging nach Hause, neidisch, dass Bea ihr Kind bald schon umarmen können würde, aber auch ängstlich, denn meine Geburt stand nun kurz bevor.

Um 5 Uhr morgens wurde ich wach. Ich spürte einen eindeutigen Schmerz im Unterleib und wusste sofort: es geht los. Mein Kind wird heute geboren. Ich ging aufs Klo und sah gleich etwas Blut und merkte, dass Wasser abging. Ich dachte sofort die Fruchtblase wäre geplatzt! Ich legte mich wieder ins Bett, denn ich wollte unbedingt so lange wie möglich zu Hause die Wehen aushalten. An Schlaf war nicht zu denken. Um 6.30 bekam ich ein Whattsapp von Bea, Lúa war geboren und alles war gut verlaufen. Als ich ihr von meinen Wehen schrieb riet sie mir, gleich ins Krankenhaus zu fahren, da es bereits recht voll war an dem Tag. Die Wehen kamen ca. alle 5 Minuten und wurden schnell stärker, ich duschte und weckte dann Edgar um 8h mit den Worten: „Bist du bereit?“ Er völlig verschlafen: „Was? Wie? Wo?“ Ich darauf: „Heute wird Deine Tochter geboren.“

Um ca.10:30h waren wir im Krankenhaus, leider war die Station tatsächlich völlig überfüllt und mir wurde nur ein Rollstuhl auf dem Gang angeboten, wo ich allerdings an den Wehenschreiber angeschlossen wurde. Die Fruchtblase war noch intakt, es war nur der Schleimpfropf abgegangen, dafür war der Mumu schon 2cm offen. Ich durfte bleiben, musste aber leider noch auf dem Gang ausharren. Dort kümmerten sich sehr viele Hebammen sehr lieb um mich und ich hatte das Gefühl, von einem tollen Team und netten Menschen umgeben zu sein. Da ich auf die Spinalanästhesie noch warten musste (auf dem Gang konnte die natürlich nicht gesetzt werden) bekam ich einen Wärmeakku und fing nun kräftig an zu Tönen, da die Wehen immer heftiger wurden.

Wie ich schon in meinem Artikel „Schwangerschaft in Spanien“ erwähnte, hat man unter der gesetzlichen Krankenversicherung keinen festen Arzt, daher hatte ich es in der Schwangerschaft mit verschiedenen Ärzten zu tun. Davon fand ich nur eine unsympathisch und nun ratet, wer sich mir auf dem Gang als Bereitschaftsärztin vorstellte? Genau die eine, die ich nicht mochte, sie war total arrogant! Meine Laune ging in den Keller.

Um ca. 12.30h hatte ich endlich ein Zimmer und erhielt die bereits mehrfach flehentlich eingeforderte Rückenmarksnarkose. Nun hatte ich auch „meine“ Hebamme Anna, die sich gleich vorstellte und die Dosis der Narkose passend für mich einstellte. Ich hatte Anna vor der Geburt noch nie gesehen, aber sie war der absolute Glücksgriff. Sie erklärte alles sehr genau und kam in den darauffolgenden Stunden, bis der Mumu komplett offen war (ca. 17h) ständig zu uns. Sie blieb einfach im Zimmer und wir plauderten über Gott und die Welt, so dass ich tatsächlich ein kleines Vertrauensverhältnis aufbauen konnte! Ich sagte ihr gleich, dass ich die anwesende Ärztin nicht mochte und sie sagte nur: „Keine Angst, sie wird dich nicht anrühren“. Sie sollte recht behalten… Anna und alle weiteren Hebammen, denen ich später den Namen der Ärztin nannte, sollten meine Abneigung nur bestätigen, die Dame war tatsächlich als arrogante Ziege mit einer Vorliebe für Kaiserschnitt bekannt. Die folgenden Stunden verliefen schmerzfrei und mit regelmäßigen Wehen.

Um 17h platzte meine Fruchtblase von allein, Anna war darüber sehr froh. Ich war froh, dass der Bauch schon ein bisschen kleiner wurde. Sie sagte ich solle Bescheid sagen, wenn ich einen Drang zum Pressen verspürte. Leider kam dieser Drang erstmal nicht. Ich fragte wann Annas Schicht zu Ende sei, „21 Uhr aber das schaffen wir noch“, sagte sie… leider kam es anders.

Ab 18h wurde ich in verschiedene Positionen gerückt. Da ich meine Beine unter der Narkose noch spürte, war es kein Problem. Ich liess mein Becken kreisen, so gut ich konnte und hoffte, dass Paula weiter nach unten rutschen würde. Ich presste auch schon etwas mit, die Wehen spürte ich nun wieder recht stark.

Um 21h kamen 2 neue Hebammen zum Schichtwechsel, Anna verabschiedete sich total nett und ließ uns mit Inma und Diana allein. Diana hieß früher Diego und ist ein Transgender, und obwohl wir damit natürlich kein Problem haben mussten wir einen Moment überrascht schmunzeln, als sie mit ihrer blonden Lockenpracht, tadellosem Make-up und den breiten Schultern vor uns stand. Inma fing an, mit viel Gleitgel und beiden Händen in mir rumzuwursteln, auf meine Nachfrage erfuhr ich nun endlich was los war: Paula lag mit dem Gesicht nach oben, ein Sternenguckerbaby! Deshalb ging es nicht voran. Inma schaffte es, sie um ca. 150 Grad zu drehen. Da sie ihre Bewegungen sehr sanft und gekonnt ausführte hatte ich volles Vertrauen. Ich teilte den beiden Hebammen nun auch meine größte Angst mit: bloß nicht geschnitten werden, alles andere war mir egal.

Ab jetzt ging es endlich in die Austreibungsphase und ich wurde zum Pressen angeleitet. Da Paula trotz allem nicht ganz richtig lag dauerte es ewig. Ich spürte die Wehen wieder sehr stark und die Anstrengung war unglaublich. Meine Schreie waren sicher auf der ganzen Station hörbar, jedoch mehr vor Anstrengung als wegen der Schmerzen. Edgar erzählte mir später, dass meine Venen am Hals so stark hervortraten, dass er richtig Angst bekam. Nach gefühlten 10 Flaschen Gleitgel, 1000 Mal „nur noch einmal Pressen“ und 5 verschiedenen Positionen wurde Paula um 22.27h auf natürlichem Weg und ohne Dammschnitt geboren. Bis auf leichte Abschürfungen war ich unversehrt, kein einziger Stich war nötig! Als der Kopf draußen war durfte ich sie selbst herausholen, das war der schönste Moment überhaupt. Ich wurde von Glück durchflutet, endlich war es geschafft. Die Nabelschnur wurde durchtrennt, Paula bekam eine Windel an und eine Mütze auf und meine beiden Geburtsheldinnnen verließen das Zimmer. Mit 3500g, 35cm Kopfumfang, 50cm und 40+0 Wochen war sie absolut in der Norm. Paula blieb die ganze Nacht bei uns und wurde erst am nächsten Tag gewogen. Auf Station war kein Bett mehr frei, so blieb ich im Geburtszimmer und wir 3 waren alleine, es war so schön. Nach ca. 30 Minuten fing Paula an, an meiner Brust zu saugen, mein neues Leben als Mutter hatte begonnen.

Jetzt, nach 2 Monaten, blicke ich insgesamt zufrieden auf die Geburt zurück. Ich fühlte mich zu jeder Zeit gut betreut, respektiert und konnte nach der Narkose sofort aufstehen. Nach 2 Nächten wurden wir bereits entlassen und ich habe nicht eine Schmerztablette genommen!

Wie war Eure Geburt? Habt ihr Euch im Krankenhaus gut betreut gefühlt? Ich habe ja keine Vergleiche…

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