Mein 2. Kind – Geburtsbericht

So wenig Zeit zum Schreiben, und schon ist mein 2 Kind geboren. Entstanden ist das zweite Baby im ersten Corona-Lockdown bzw. kurz danach. Durch die viele gemeinsame Zeit zu Hause war das Verhältnis von Papa und der grossen Tochter viel enger geworden, das war bei mir der Auslöser für den Wunsch nach einem Geschwisterchen für unsere Maus. Dieser Wunsch wurde dann auch sofort erfüllt, so dass ich bereits im Mai den positiven Test in der Hand hielt.

Geburt in Spanien während der Corona-Krise

Meine Geburt im Februar 2021 erfolgte mitten in der dritten Corona-Welle. Im Krankenhaus und während der Geburt durfte hier in Barcelona eine Person dabei sein, da wir aber keine Möglichkeit hatten, die grosse Schwester unterzubringen, stellte ich mich darauf ein, die Geburt alleine zu erleben. Ein PCR-Test sollte am Tag der Geburt im Krankenhaus gemacht werden, erst danach sollte man die Maske abnehmen können. Ausserdem ist seit Corona eine Entlassung aus dem Krankenhaus bereits 12h oder 24h nach der Geburt möglich, sofern die Mutter in einem entsprechenden Zustand ist. In jedem Krankenhaus werden die Regeln etwas anders ausgelegt, aber den meisten Frauen bereitet besonders das Tragen der Maske Sorgen, da die Geburt eine grosse körperliche Anstrengung darstellt. Wenn man joggen geht, muss man z.B. keine Maske tragen, aber bei einer Geburt schon.

Eine natürliche Geburt

Ich hatte mir für das zweite Kind eine natürliche Geburt ohne PDA gewünscht. Bei der ersten Geburt hatte ich eine PDA, die aber nur auf einer Seite gewirkt hat. Ich hatte also trotzdem Schmerzen, konnte aber nicht so bewusst pressen und die Geburt hat sich durch die PDA stark verlangsamt. Während ich mich in der ersten Schwangerschaft eher auf die Zeit danach wie z.B. auf das Stillen und die Babypflege vorbereitet hatte, habe ich mich während der zweiten SS eher auf die Geburt vorbereitet. Hierzu habe ich viele (kostenlose) Podcasts gehört, z.B. von „Die friedliche Geburt„. Die Podcasts waren toll zum Hören und ich konnte mich gut auf die Geburt einstellen. Wie auch beim ersten Mal nahm ich mir aber vor, alles so anzunehmen wie es kommt, da man eben eine Geburt nicht vorraussehen kann. Mein wichtigster Wunsch war damals, weder einen Dammschnitt noch -Riss zu erleiden, beim zweiten Mal wünschte ich mir nun eine schnelle Geburt ohne PDA.

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Ich hatte bereits zwei Wochen vor dem ET starke Vorwehen, die kamen und gingen. Die Wehen waren meist nicht schmerzhaft und wurden besonders bei Bewegung stärker. Wenn ich mich dann aber ins Bett legte, waren die Wehen immer schnell wieder weg und ich schlief auch am Ende der SS noch sehr gut. Drei Tage nach dem ET gingen wir also morgens noch Einkaufen, es war Montag und die Grosse hatte Schnupfen, deshalb konnte sie leider an dem Tag nicht in die Kita. Auf dem Weg zum Einkaufen wurden die Wehen nun plötzlich doch stärker und ich wusste: jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um ins Krankenhaus zu fahren.

Lachgas während der Geburt

Die 10-minütige Autofahrt zog sich ewig hin, die Wehen kamen alle 3-5 Minuten und waren nun sehr schmerzhaft. Meinen Mann und die Grosse habe ich nur noch am Rande wahrgenommen und konnte mich auch nicht mehr verabschieden…Nach kurzer Kontrolle durch die Hebamme stand fest, das der Kleine es eilig hatte: der Muttermund war bereits 7cm geöffnet! Es war zu dem Zeitpunkt 12h Mittags. Es ging gleich in den Geburtsraum, im Hospital de Sant Pau (wo ich bereits die Grosse entbunden hatte) sind das sehr kleine Räume, dort wartete eine andere Hebamme auf mich. Maria las sich meine Geburtswünsche durch, die ich zum Glück griffbereit hatte. Es war ein Formular, auf dem man verschiede Optionen ankreuzen konnte. Sie bot mir also das Lachgas an, das ich dankend annahm. Damit fiel auch die Maske weg, da ich das Lachgas durch einen Schlauch einatmen musste. So konzentrierte ich mich automatisch stark auf meine Atmung, was mir sehr half. Die Hebamme wies mich an, langsam und intensiv zu atmen, und nach kurzer Zeit hatte ich den richtigen Rythmus gefunden. Durch das Lachgas fühlt man sich leicht benebelt und die Wehen waren erträglicher, auch das tiefe Ein-und Ausatmen war hilfreich. Das Gas tat einfach gut.

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Unter der Geburt war ich sehr konzentriert und „bei mir“. Nicht in Hypnose, aber ich fühlte intensiv, was in meinem Körper passierte und tat instinktiv, was mein Körper mir sagte. Unter den Podcasts gab es einen Tipp, der mir besonders geholfen hat: „Sei wie eine Kuh“. Die Kuh fragt sich nicht, wie lange es noch dauert, ob es dem grossen Kind mit Papa gut geht und wie doll die nächste Wehe schmerzen wird. Die Kuh lebt einfach den Geburtsmoment, ist eins mit Ihrem Körper und lässt der Natur (und den Hormonen) ihren Lauf. Negative Gedanken können nämlich von der Geburt ablenken und Stresshormone erzeugen, die die Geburt bremsen können.

Die Geburtsposition

In einem der Podcasts von „Die friedliche Geburt“ wurde angesprochen, das wir durch Film & Fernsehen eigentlich nur eine Geburtsposition kennen: Die Frau liegt mit gespreizten Beinen auf dem Stuhl wie beim Gyäkologen. Obwohl dies die ungünstigste Geburtsposition ist, war es in meinem Unterbewusstsein bei der ersten Geburt die „richtige“ Position. Bei der zweiten Geburt war mir bewusst, dass eine aufrechte Position (im Stehen oder im Vierfüsslerstand) viel günstiger für die Geburt ist, da das Baby so leichter ins Becken rutschen kann. Während ich also das Lachgas einatmete suchte ich nach der perfekten Position, die für mich der Vielfüsslerstand war. Ich hielt mich gleichzeitig am oberen Rand des Bettes (an einer Art Metallstange) fest, die Hebamme hatte mir das Kopfteil in die vertikale Position gestellt. Dieses „Hängen“ war in diesem Moment perfekt. Die Geburt ging rasend schnell voran. Nach geschätzten 45 Minuten fragte die Hebamme, ob sie nochmal nach dem Muttermund schauen/tasten soll, ich sagte ja, und tatsächlich war der Muttermund schon vollständig geöffnet. Die Wehen waren sehr intensiv und ich dachte zwischendurch kurz an eine PDA, aber dann schien mir keine Zeit mehr zu sein. Ich presste leicht und fühlte, wie das Baby sich nach unten bewegte. Noch eine Wehe und die Fruchtblase war geplatzt. Maria rief nun eine Ärztin, diese kannte ich zum Glück bereits aus vorherigen Untersuchungen im CAP.

Eine schnelle Geburt

Bei der nächsten Wehe fühlte ich nun bereits den Kopf von meinem Baby. Ich presste also mit und dachte: „nun ist es geschafft“. Leider war er aber noch nicht draussen. Ich dachte also: „Bei der nächsten Wehe gibst du alles“ und presste mit voller Kraft. Es war ein sehr langer und intensiver Moment: Ich konnte spüren, wie mein Baby geboren wurde. Danach fiel ich erschöpft hin und bekam meinen kleinen Sohn auf den Bauch. Mit 4.200g nicht ganz so klein, aber gesund und munter. Um 13.16h hatte ich es geschafft. Wenn es länger gedauert hätte wäre die PDA sicher auch bei dieser Geburt zum Einsatz gekommen.

Eine respektvolle Geburt

Egal ob vaginal, Kaiserschnitt, mit oder ohne PDA. Die Wünsche, Sorgen und Ängste der Mutter sollten vom Personal des Krankenhauses respektiert werden, dann kann jede Geburt für die Mutter ein tolles Erlebnis oder zumindest nicht traumatisch sein. Meine beiden Geburten waren ganz unterschiedlich: einmal 17 Stunden mit PDA und vielen Schmerzen, einmal ohne PDA in ca. 2 Stunden. Beide Geburten waren für mich in Ordnung, da die Hebammen sehr lieb waren und vor allem sehr respektvoll. Es wurde bei allem erst gefragt und mein Baby wurde nicht von mir getrennt, das finde ich sehr wichtig.

Leider konnten der Papa und die grosse Schwester erst am nächsten Tag bei der Abholung den Sohnemann kennenlernen, so lange war ich ganz alleine mit meinem Baby im Zimmer und wir übten fleissig das Stillen. Zum Glück war es meine zweite Geburt, bei der ersten hatte ich den Papa die ganze Zeit an meiner Seite. Die Grosse war sehr stolz auf Ihren neuen Bruder und eine aufregende Kennenlern-Zeit hat seitdem begonnen.

In Spanien findet eine Entbindung fast immer nur mit Beleghebammen statt, daher ist die Auswahl des richtigen Krankenhauses so wichtig. Öffentliche Krankenhäuser verfügen meist über mehr Gelder und haben daher besser geschultes Personal. Falls Ihr in Spanien entbindet, könnt Ihr bei der Auswahl des Krankenhauses auf folgendes achten: Wie hoch ist die Kaiserschnittrate? (Je niedriger, desto besser); Gibt es die Möglichkeit, Zwillinge oder ein Kind in Beckenendlage natürlich zu entbinden? Welche Informationen/ Protokolle gibt es übers Stillen? Wenn Euch bereits im Vorgespräch zu einem Kaiserschnitt oder einer Einleitung geraten wird, z.B. weil die Geburt auf einen Sonntag oder Feiertag fällt, ist Vorsicht geboten. Im Falle von Komplikationen überweisen die meisten privaten Ärzte die Patienten in ein öffentliches Krankenhaus.

Hast Du Dein Baby auch in Spanien entbunden? Wie war Deine Erfahrung, kannst Du evtl. sogar mit Deutschland vergleichen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.

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